Heute sind wir schon um 8 Uhr früh los um unser
Tagesprogramm durchziehen zu können. Man muss sich den Nationalpark so
vorstellen: der Park ist mehr oder weniger ein Viereck und von 5 Seiten kann
man in den Park fahren. Innerhalb des Parks bilden die Strassen eine 8, auf der
linken Seite der 8 die Thermalquellen und Geysire und auf der rechten Seite
grüne Wälder und klare Seen und überall im Park sehr viele Wildtiere. Unser
Hotel liegt unten links und unser Plan war heute nicht eine 8 sondern eine 0
gegen den Uhrzeigersinn zu fahren. Ich rechnete für diese ca. 250 km mal
mindestens 6-7 Stunden ein, aber das war zu optimistisch J … wir brauchten 10 (!) Stunden. Um kurz nach 18
Uhr waren wir wieder in unserem Hotel am Old Faithful, wo wir dann auch gleich
wieder einen Ausbruch des Geysirs beim Abendessen erleben durften.
Aber zurück zur Rundfahrt durch den Safaripark … sorry,
Nationalpark Yellowstone. Unsere Erwartungen wurden heute mehr als übertroffen.
Wir hofften, dass wir außer Bisons auch andere große Tiere wie Elch, Moose oder
sogar den einen oder anderen Bären sehen würden. Es hat dann auch einige Zeit
gedauert, bis wir auf einmal auf der anderen Straßenseite ein Auto stehen sahen
und jemanden der in den Wald fotografiert. Da wir jetzt wussten auf was wir
Ausschau halten müssen – nämlich Autos am Straßenrand J - blieben wir natürlich auch
stehen und sahen unser erstes Tier heute: einen Elch. Der lag da so ca. 20 m
von der Straße entfernt mitten im Wald. Nach ein paar Fotos fuhren wir weiter,
an traumhaften Seen und Berglandschaften, die nur unterbrochen von weiten,
hügeligen Graslandschaften wurden. Klingt kitschig, war aber so J. Ich kann jetzt nicht
alle Tiersichtungen aufzählen, daher im Weiteren nur die wichtigsten J.
Vorbei an einzelnen Bisons bis zu ganzen Herden fuhren wir
weiter nordwärts durch den Park. Dazwischen wären noch die Yellowstone Falls zu
erwähnen, die mit 34 bzw. 91 m Höhe sehr schön anzusehen waren. Nach einiger
Zeit war wieder ein Menschenauflauf neben der Straße und wir blieben natürlich
auch wieder stehen. Da wir mit freiem Auge nicht viel in der Ferne ausmachen
konnten, fragten wir mal nach was denn zu sehen sei: ein Wolf. Da standen ein
Dutzend Leute, bewaffnet mit den besten Ferngläsern und Kameras und sahen sich
in ungefähr 500 m Entfernung den Wolf an, der durch die Graslandschaft
streifte. Etwas später waren dann auch wieder Elche und sogar ein paar
Antilopen, hier Pronghorn genannt, waren zu sehen. Plötzlich war vor uns ein
Stau und ich dachte das wäre durch eine Baustelle, die hier in der Nähe sein
sollte. Aber weit gefehlt. Ca. 40 Autos waren auf beiden Straßenseiten
aufgefädelt und alle starrten auf die rechte Waldseite: ein Schwarzbär mit
einem Jungen saß hier nicht weit von uns im Wald. Was für uns zuerst wie ein
Baumstumpf aussah, war dann durch Ferngläser und Kameras wirklich ein Bär. Eigentlich
sollte man zu Bären in freier Wildbahn mindestens 100 Meter Abstand halten und
wenn möglich im Auto bleiben. Hier standen aber alle weit weg von ihren Autos
neben der Straße und suchten den Bär, der ca. 50 m entfernt war. Wilde
Aufregung in allen Sprachen natürlich bei allen Umstehenden als der Bär, der
davor nur so da lag, auf einmal den Kopf hob und sich ein wenig umsah, was denn
der Nachwuchs so treibt. Der war auf einem Baum geklettert und hielt dort ein
Schläfchen. Gestern bei der Vormittagstour haben wir ein schweizer (rein
männliches) Pärchen getroffen, die auch zufällig Zimmernachbarn in der Lodge
waren, und heute zufällig 120 km von der Lodge entfernt ausgerechnet mit ihrem
Auto vor uns standen und die Bären beobachteten.
Wir hatten danach noch 2-3 x Bärenalarm, sind hier aber
leider ein wenig zu spät gekommen. Nachdem wir dann eigentlich schon aus den
Bärenrevieren draußen waren, sahen wir wieder ein paar Autos am Rand stehen und
wild mit ihren Ferngläsern hantieren. Wir blieben natürlich auch wieder stehen
und erfuhren, dass hier ein Grizzly in der Nähe wäre. Man ist ja in der Weite
des Parks eigentlich meistens allein auf der Straße, nur alle 5-10 Minuten
kommt mal ein Auto entgegen. Man glaubt nicht wie schnell hier, nur weil ein
Grizzly angeblich gesichtet wurde, völlig ein Megastau entstehen kann.
Innerhalb von nicht mal 5 Minuten waren über 50 Autos, Busse und Motorräder an
der Stelle und jeder rannte mit seinen Ferngläsern und Kameras um irgendwo etwas
zu sehen. Mir gelang es den Grizzlybären leider nur mehr von hinten zu
fotografieren. Irgendwann musste sogar ein Parkranger eingreifen um die Autos
wegzuschaffen, die die ganze Straße verstopften (unser Auto war auch eines
davon, aber das nur am Rande). Auch als die Durchsage durchs Megaphon kam, dass
alle in die Autos gehen sollten wegen der Gefahr durch den Bären, hinderte das
aber niemanden, weiter am Wegesrand auf eine Gelegenheit zum Fotografieren zu
warten. Wir warteten hier noch eine Weile, aber der Bär lies sich leider nicht
nochmal blicken.
Es gab aber auch noch
andere Sehenswürdigkeiten, die man hier nicht unerwähnt lassen darf. Durch die
Thermalquellen entstanden hier wunderschöne heiße Pools die in allen Farben
leuchteten und aus denen dichter, meistens sehr nach Schwefel stinkender Rauch
aufstieg. Von den Geysiren ganz abgesehen, sind dies die mit Abstand am
schönsten heißen Quellen, die wir bis jetzt gesehen haben. Da kann weder
Neuseeland oder Island mithalten (es gibt dann nur noch 2 Gegenden auf der Welt
die eine ähnliche Anzahl von Quellen haben, Chile und Russland).
Als wir kurz vor 18 Uhr dann schon fast wieder am Hotel
waren und total begeistert von den ganzen Eindrücken des Tages, dachten wir
uns, dass nur noch ein Tier fehlen würde. Wir hatten: Bisons, Elche, Wölfe,
einen Kojoten, Schwarzbären, Grizzlybär, diese Antilopenart und diverse
Kleintiere ABER noch keinen Moose. Zur Erläuterung: es gibt hier 2
Unterscheidungen von Elchen. Zum einen die „normalen“ Elche, die eigentlich wie
sehr große Hirsche aussehen und auch das Geweih eines Hirsches haben und zum
anderen den Moose. Dieser ist ebenfalls im Prinzip ein sehr übergroßer Hirsch
(hat aber eine andere Schnauze), aber sein Geweih schaut aus wie große
Schaufeln (einfach googeln dann kann man sich das besser vorstellen J). Nur wenige Kilometer
vom Hotel entfernt war dann wieder eine Autoansammlung und tatsächlich: in
nicht mal 100 Meter Entfernung stand ein Moose. Wir hatten also alle Tierarten
beisammen und das an einem zwar sehr langem aber bei all den Eindrücken nie
gestressten Tag!
Abschließend kann man zum Yellowstone nur sagen: dieser
Nationalpark ist eine Reise auf jedem Fall wert. Wenn man auch noch ein so
traumhaftes Wetter hat wie wir in den 2 Tagen, dann kann man sich auf Eindrücke
gefasst machen, die man so noch nie gesehen hat und auch nie wieder vergessen
wird.
Morgen Samstag geht’s dann wieder weiter auf unserer
Rundfahrt. Nächstes Ziel ist Salt Lake City, wo wir endlich wieder nach 3 Tagen
ohne Internet, Telefon und Fernsehen in der Zivilisation ankommen in einem
5-Sterne-Hotel.
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