Sonntag, 9. Juni 2013

Battlefield Highway - oder - wie wechsel t man einen Reifen auf der Autobahn?



Der Tag begann eigentlich wundervoll mit herrlichem Wetter und einem guten Frühstück, doch er sollt der mit Abstand anstrengendste werden ….
Als erstes fuhren wir zum etwa 1 Stunde nördlich gelegenen Little Bighorn Battlefield. Hier gab es 1876 einen der wenigen aber umso glorreichsten Siege der Indianer gegen die amerikanischen Einwanderer. Die Indianerstämme der Lakota und Cheyenne unter ihren Anführern Crazy Horse und Sitting Bull haben hier General Custers Armee, die die Indianer sehr unterschätzt hatten, so gut wie aufgerieben und auch Custer selbst fand hier den Tod. 
Danach gings weiter Richtung Yellowstone Nationalpark. Darauf freuten wir uns schon lange und auf dem Highway 90 Richtung Westen sahen wir auch gleich neben der Straße, aber hinter einer Umzäunung einen mittelgroßen Bären laufen. Besser hätte es wirklich nicht beginnen können, aber so gings leider nicht weiter.
Etwa 20 km vor Billings in Montana um etwa 11 Uhr vormittags leuchtete plötzlich die Reifendruckanzeige im Cockpit auf. Wir dachten uns, ok, ein Reifen verliert an Luft, die paar Kilometer zum nächsten Ort schaffen wir sicher noch. Tja, typischer Fall von denkste…   15 km vor dem Ort gabs ein Geräusch und der rechte Hinterreifen hatte einen Platten. Also raus auf den Pannenstreifen und uns mal die Sache angesehen und mal schauen ob wir überhaupt einen Ersatzreifen dabei haben. Dieser war Gott sei Dank sogar ein normaler Autoreifen und kein so ein mickriger Übergangsreifen zur nächsten Werkstatt. Wir mussten also mitten in der Pampa auf dem Highway, auf dem übrigens bis zum Schluss in 45 Minuten kein einziger stehen blieb, den Reifen wechseln. Aufbocken mit dem Wagenheber war kein Problem und auch das Lösen der Radmuttern bereitete keine Probleme. Da haben wir uns schon gedacht, läuft ja super. Tja, wieder weit gefehlt, denn der Reifen wollte ohne Muttern einfach nicht vom Wagen runter … Wir haben uns zu zweit an den Reifen gehängt und versucht das Ding irgendwie von der Achse zu bringen à keine Chance. Also was nun sprach Zeus und griff zum Handy. Wir haben  den Mietwagen-Notruf anrufen und ihm erklärt was passiert war und dass wir den Reifen nicht vom Auto bekommen. Nachdem wir ihm ca. 5 x erklären mussten WO wir uns befinden, was in Amerika ja nicht so schwierig ist, wollte er sich drum kümmern und uns zurückrufen. Nach 15 Minuten ohne Rückruf und immer wieder probieren, obs nicht vielleicht doch klappt, hatten wir schon fast resigniert ob wir heute überhaupt noch vom Fleck kommen würden. Ich dachte mir „Sch**** Reifen“ und stieß mit dem Fuß noch mal dagegen und plötzlich bewegte sich das Ding und wir konnten ihn mit vereinten Kräften dann doch noch runterbringen. Der Ersatzreifen war dann relativ schnell wieder drauf und der Wagen wieder vom Wagenheber befreit, bleibt nicht auf einmal, nachdem alles wieder im Wagen verstaut war, die Polizei hinter uns mit Blaulicht stehen à eh klar, kommt erst wenn alles fertig ist. Ich glaub ja fast, der hat irgendwo gewartet und ist dann erst zu uns hergefahren, so plötzlich wie der hinter uns stand.
11.45 Uhr: die Odyssey geht ja noch weiter. Wir sind also in Billings zum Mietwagenverleih Thrifty gefahren, der dort am Flughafen ansässig ist um entweder das Auto zu tauschen oder zumindest einen neuen Ersatzreifen zu bekommen. Aber wieso sollte ein Mietwagenverleih in Montana auch ein anderes Fahrzeug haben? Für was gibt’s dort dann einen Schalter wenn keine Autos vorhanden sind? Also wieder den Notruf gewählt (wo man sich schon bei jedem Anruf ca. 5 Minuten lang ausweisen muss, dass einem das Auto auch gehört um das es geht!) und gefragt was man jetzt machen soll. Nach einer längeren Beratung der Damen am Schalter mit dem Typen am Telefon kamen sie zu der Erkenntnis, dass zumindest der Reifen getauscht gehört und wir sollten doch zu einer Werkstatt fahren, den Reifen bezahlen und nach dem Urlaub dann die Rechnung einzureichen. Ok, ganz einverstanden war ich nun nicht, aber was solls, wir mussten ja immerhin heute noch irgendwie in den Yellowstone Nationalpark kommen. Wir bekamen eine Adresse einer Werkstatt von der Dame am Schalter und sollten uns dort einfinden um den Reifen zu tauschen. Als wir dann dort um mittlerweile 12.30 Uhr ankamen und sich ein Mechaniker den Reifen anschaute, meinte er wir sollten in 1 Stunde wiederkommen. Da aber Koffer und alle anderen Sachen im unversperrten Wagen auf dem Platz da so rumstanden, sagt ich, wir gehen nirgendwo hin und haben uns halt in den Aufenthaltsraum der Werkstatt gesetzt und etwas gegessen. Nach ca. 15 Minuten kam der Mechaniker wieder und meinte er hätte keinen solchen Reifen in der Dimension, aber er probiert es bei anderen Firmen hier in der Stadt. Natürlich gabs in der ganzen Stadt keinen Reifen in unserer Größe … wieso auch?… will ja sonst keiner noch in den Yellowstone am gleichen Tag. Wir fragten dann ob es gefährlich wäre mit dem Ersatzreifen (der ja immerhin fachmännisch von uns selber auf dem Highway aufgezogen wurden) in Richtung Yellowstone zu fahren. Auf dem Weg dorthin ist noch eine größere Stadt, Cody, und dort gibt es auch eine Thrifty-Filiale. Vielleicht kann uns diese weiterhelfen. Der Mechaniker meinte, es sei kein Problem, wir sollten nur nicht über 80 fahren … was ja kein so großes Problem war, da ja sowieso maximal 75 in Amerika erlaubt sind. Wir machten uns also auf in Richtung Cody – inzwischen wars 13.15(!) - und riefen zur Sicherheit nochmal den Notruf von Thrifty an und fragten ob es möglich wäre, in Cody nachzufragen ob dort der Rädertausch zu machen ist. Nach 15 Kilometer und der Ansage, dass in Billings kein Reifen in unserer Größe sei, kam die Aussage des Notrufmitarbeiters: „es gibt sehr wohl einen Reifen und wir sollten zurück nach Billings fahren und dort zu einer Firma Tire Rama fahren“. Ok, es war ja erst 13.30 und es ist ja lange hell hier in den USA, also wieder zurück zum Anfang. 13.45 Uhr kamen wir bei Tire Rama an und siehe da, die wussten sogar Bescheid, dass wir kommen und sahen sich gleich unseren Wagen an. Der Originalreifen war komplett kaputt und konnte nicht mehr repariert werden (was 15 $ gekostet hätte) sondern musste auf jeden Fall getauscht werden (was nun 200 $ kostete). ABER: der letzte Typ vom Notruf (den wir natürlich von der Reifenfirma aus erneut anrufen mussten) hat dann wenigstens die Kosten übernommen und wir mussten nichts bezahlen. Um 14.45, also knapp 4 Stunden nach dem Platten, konnten wir endlich weiterfahren.
Um 17.30 erreichten wir dann endlich den Eingang zum Nationalpark wo auf einem Schild am Eingang stand: „keiner mehr da, zahlen sie bitte beim Verlassen“. Hätte mich auch gewundert, wenn da noch wer gearbeitet hätte. Obwohl ich beim Hinfahren schon den Gedanken hatte, was machen wir wenn die den Park zusperren bevor wir drin sind? Bin ich ja gespannt ob ich die 25 $ Gebühr am Samstag noch entrichten muss J   Der Park selber ist einfach traumhaft schön. Weite Wälder (wobei hier einige Landstriche durch Waldbrände sehr in Mitleidenschaft gezogen wurden), schneebedeckte Berge und glasklare Seen liegen hier nebeneinander und es ist einfach toll hier durch zu fahren. Nach weiteren 1.45 Stunden erreichten wir dann endlich um 19.15 unsere Lodge am Old Faithful. Kurz nach unserer Ankunft begrüßte uns gleich der Geysir, der nur ca. 100 Meter von unserer Unterkunft entfernt ausbricht und eine ca. 30 m hohe Wasserfontäne zum Himmel schießt.
Morgen Mittwoch haben wir dann gleich eine Tour um 8.30 zu den weiteren Sehenswürdigkeiten in der Umgebung. Der Tag ist nun endlich vorüber …..

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